zondag 19 augustus 2012

07.08.2012 Welcome on Board! Hamburg

07.08.2012

Welcome on Board!


Der Shuttle-Bus vom Bahnhof Hamburg bis zum Hafen hat die letzte Kurve vor sich. Und da ist sie, die MSC Lirica, meine Heimat für die nächsten 12 Tage. Um mich herum gibt es die ersten „Boahs“ und „Ahhs“. Ich habe innerliche Schnappatmung, ich bin aufgeregt. Alles, was groß und mächtig ist, löst Herzklopfen aus: Feuerwehrautos, Flugzeuge, Schiffe. Man hat mich in den Physikunterricht geschickt, damit ich weiß, warum diese Summierung von Tonnen nicht untergeht. Ein Körper schwimmt dann im Wasser, wenn sein Gewicht dem des von ihm verdrängten Wassers entspricht.Klingt logisch, sieht aber weder bei Flugzeugen noch bei Schiffen logisch aus. Nie!
Ich mache also eine Kreuzfahrt. Es steht auf der Top-100-Liste der Dinge, die ich in diesem Leben machen wollte. Vielleicht zu viel Traumschiff in der Kindheit oder zu viel Leonardo di Caprio in Titanic - aber vielleicht auch einfach die Faszination des Wassers, für die es keine Serie oder einen einzigen Film bräuchte.
Kreuzfahrten sind langweilig, Kreuzfahrer sind alt, Kreuzfahrten sind romantisch, vielleicht wird man seekrank – ich habe nicht nur zu viel Gepäck, ich habe auch definitiv zu viele Klischees dabei. Kreuzfahrten sind so klischeebehaftet wie Reisen alleinstehender Männer nach Thailand. Das macht diese Reise so spannend: Ich werde die Klischees entweder los oder ich nehme sie wieder mit nach Hause. Oder sie spielen überhaupt keine Rolle, was ehrlich gesagt meine Lieblingsrolle für Klischees ist.
Im Check-In-Bereich stehen tatsächlich erstmal viele ältere Menschen. Englisch, italienisch, holländisch und deutsch – Sprachfetzen füllen die Halle. Außer mir wollen 1560 Menschen auf dieses Schiff, das knapp 250 Meter lang und knapp 30 Meter breit ist. Der Mann hinter mir in der Schlange hat eine Thermoskanne dabei, schlürft Kaffee und informiert Umstehende über die Unterschiede von Aida und MSC Kreuzfahrten (Für alle, die es wissen wollen: auf der AIDA ist Selbstbedienung, auf der MSC wird man bedient!).

 

„Nimm dein Handy mit, falls du dich verläufst“, ist einer der als Witz gedachten Sätze, die man hört, sobald man an Bord ist. Selbst Erwachsene sind aufgekratzt wie Kinder und rennen von Deck zu Deck. Ich sitze auf Deck 11 und trinke Milchkaffee (der natürlich gebracht wird!) und bin fasziniert von der Freizeitparkstimmung. Wir legen in vier Stunden ab. Es wird voller, neugieriger, der Altersdurchschnitt sinkt. Jetzt sind wir ein Mehrgenerationenschiff! Kinder im Pool und Paare, die sich zum Minigolfen verabreden.


Es gibt einen Spa-Bereich, Kasino, Solarium, Fitnessraum, Disco, Joggingstrecke, Whirlpool, Tanzkurse, Cafés, Bibliothek, usw...und obwohl ich weiß, dass Kreuzfahrtschiffe mittlerweile schwimmende Spaßfrachter sind, bin ich beeindruckt - Frage mich, warum wir überhaupt anlegen!? Schottland und Irland wollen ja auch noch gesehen werden, bevor es über Amsterdam zurück nach Hamburg geht. Nur wann?
Als wir abends ablegen, winkt das Oberdeck kollektiv und vereinzelt winkt es vom Ufer zurück. Hamburg leuchtet schön, während es dunkler wird. Leise klopft die Sehnsucht und weckt das Fernweh – wie immer, wenn eine Reise beginnt. Ich bin gespannt.


Und ich sollte unbedingt irgendwann erwähnen, dass das Personal sensationell ist. Morgen vielleicht.
So, jetzt muss ich den Text an Bastian Sick schicken, damit er weiß, was ihn erwartet, wenn er an Bord geht und damit er die Rechtschreibfehler verbessern kann...
Bis morgen grüßt winkend
Katrin Bauerfeind