zondag 19 augustus 2012

18.08.2012 Aufwiederwinken

18.08.2012

Aufwiederwinken

Amsterdam. Endspurt! In jeder Hinsicht: letzte Station auf dieser Reise, bevor ich morgen am Hamburger Hafen entlassen werde. Und Spurt, weil wir um 14:30 Uhr wieder an Bord sein müssen. Es ist halb zehn und das Schiff ist leer – ich möchte einmal in meinem Leben nicht die Letzte sein. Heute jedenfalls hat es wieder nicht geklappt!
Aber da Köln nicht so weit von Amsterdam entfernt ist und man auch gerne einen kurzen Trip in die holländische Hauptstadt macht, will ich sowieso nur ein bisschen Amsterdamer Stadtluft schnuppern, in einem Café sitzen und maximal am Kanal entlang spazieren. Für überlaufene Sehenswürdigkeiten in fremden Städten gibt es ja wohl Bildbände.
Und hier ist, tadaa, was ich sah und Sie jetzt auch sehen werden – ha, als wären wir gemeinsam da gewesen! Irre!

Pünktlich zurück. Blinkende Anzeige „Jetzt einschiffen“ um 14:25 Uhr am Hafen von Amsterdam. Ich bin zurück an Bord und sitze am letzten Abend in meinem Stammlokal, dem Lord Nelson Pub bei Maryna aus der Ukraine, die beste Bedienung der Welt! Heute Abend muss der Koffer gepackt werden, und dann werde ich morgen ab neun Uhr, wenn ich meine Kabine verlassen muss, auf Deck elf sein und warten, bis ich Hamburg sehe. Seit Tagen erreicht mich gerüchteweise, dass der Hafen nachts spektakulär blau, spektakulär voll und das Wochenende spektakulär ereignisreich wird. Ich bin sehr gespannt, auch wenn ich den Hafen in Blau nicht sehen werde... Man kann ja nicht alles haben!
Frühstück. 09.00 Uhr. Seit gefühlten Ewigkeiten Strand, wunderschöner Strand. Menschenleer. Die Hamburger haben´s ja vielleicht gut.


Gegen 10.45 Uhr taucht Industrie links und rechts der Elbe auf, dann irgendwann der Hafen. Ein Kran, zwei Kräne, 38 Kräne, 78 Kräne! Und dann die ersten Menschen, die auf Booten und Schiffen stehen und winken, als wären sie sehr gut drauf. Viele wedeln, vielleicht ist es auch mehr ein Rudern, mit beiden Armen und mit vollem Körpereinsatz - genau so will man begrüßt werden. Auf unserem Schiff rudern jetzt auch viele Menschen, und würden wir all die Fotos aneinanderlegen, die in diesen Minuten der Hafeneinfahrt von unserem Schiff aus gemacht werden, wahrscheinlich entspräche es genau unseren zurückgelegten Kilometern auf dieser Route.
Unser Kapitän begrüßt derweil die Kollegen. Die kleinen Boote hupen, die Lirica röhrt zurück. Es ist wahnsinnig laut und irgendwie mächtig! Neben mir stehen drei Damen, die ein paar Tränchen verdrücken, weil sie´s so groß finden, und eine flüstert gerührt: „Hach, jetzt ist es doch wie auf dem Traumschiff!“
Die Schiffe fahren vorbei, die Columbus 2 zum Beispiel, und Hamburg sieht schön aus, eine traumhafte Kulisse für ein Hafenspektakel. Und an Land werden es immer mehr Menschen. Einer, zwei, 38, 78, ich kann sie nicht alle zählen, aber wow! Und es ist grade mal halb zwölf - was ist hier heute Abend los, wenn sich die Hamburg Cruise Days dem Finale nähern? Ich wäre gerne dabei, würde vielleicht auch ein Tränchen verdrücken oder mit offenem Mund sabbern, weil ich ja, und hier schließt sich der Kreis zum Anfang, auf groß und mächtig stehe – und jetzt noch in Kombi mit Feuerwerk. Nicht auszudenken!
Ich frage mich, wie viele der winkenden Arme an Land jetzt wohl gerne mit mir tauschen würden. Und wie werde ich klarkommen ohne vibrierenden Boden und ein immer zu vernehmendes leichtes Brummen der Motoren? Naja, hilft ja nichts. Die Reise muss ja weitergehen. Für mich, für die Lirica, für alle. Vielleicht begegnen wir uns irgendwann. Bis dahin wünsche ich Ihnen das Beste, das Beste für Ihre Reise, wo auch immer sie hingehen möge.

Ihre Katrin Bauerfeind, ein letztes und leises Ahoi mit definitiv rudernden Armen, dann OFF.